Implementierung von Circular Economy Aktivitäten im Handwerk: Eine empirische Bestandsaufnahme und Situationsanalyse

Antonia Hoffmann

2023

Management Summary

Ressourcenknappheit und steigende Materialpreise zwingen Unternehmen dazu, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Das herkömmliche lineare System von Wirtschaftswachstum und steigenden sozialen Bedürfnissen verschärft das Problem der Ressourcenknappheit weiter. Daher ist es notwendig, das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu trennen. Dies kann durch die Circular Economy (CE) erreicht werden, da sie sich auf nachhaltige Produktlebenszyklen konzentriert.

CE wird wissenschaftlich wie auch politisch intensiv diskutiert. Explizit Bezug auf das Handwerk wurde jedoch bisher in empirischen Untersuchungen kaum genommen. Die vorliegende Studie schließt diese Forschungslücke und erhebt den aktuellen Stand von CE im deutschen Handwerk mit Fokus auf die implementierten CE Aktivitäten. Die Erhebung setzt sich aus zwei Stichproben zusammen. Die erste Umfrage fokussiert sich auf alle 91 Konjunkturgewerke und umfasst eine geschichtete Stichprobe, die zwischen Juli und August 2022 erhoben wurde. Die zweite Umfrage konzentriert sich auf acht material und ressourcenintensive Gewerke, deren Daten zwischen August und September 2022 erhoben wurden. Mithilfe dieses zweiteiligen Aufbaues können die CE Implementierung für das gesamte Handwerk abgebildet und dann gezielt für acht Gewerke detaillierter betrachtet werden.

Die Untersuchung hat zum Ziel, ein Bewusstsein für die Implementierung von CE Aktivitäten im Handwerk zu schaffen und den aktuellen Status Quo aufzuzeigen. Durch den erstmaligen Vergleich mit anderen Handwerksbetrieben und die explizite Betrachtung einzelner, häufig leicht umsetzbarer und greifbarer Maßnahmen, werden CE Aktivitäten aufgezeigt, die auch mit begrenzten zeitlichen und personellen Ressourcen implementiert werden können. Die Aktivitäten beziehen sich dabei auf alle Phasen des Produktlebenszyklus Design & Produktion, Nutzung & Gebrauch, Lebensende & Wiederverwendung und decken somit Aspekte einer intrabetrieblichen sowie interbetrieblichen CE ab.

Handwerksbetriebe setzen überwiegend Maßnahmen im Bereich der Reparatur und Instandhaltung um. Hierbei bieten 70 % der Betriebe Reparaturdienstleistungen und 54 % Instandhaltungsdienstleistungen an. Ebenso wird bei der Entwicklung von Produkten bereits auf deren Reparier und Instandhaltbarkeit geachtet. 33 % bzw. 34 % der befragten Handwerksbetriebe designen und entwickeln einfach reparierbare bzw. instand haltbare Produkte. Auch setzen bereits 37 % der Betriebe Produkte ein, die bereits verwendet wurden, und 36 % der Befragten benutzen wiederverwendbare Verpackungen im Handwerk. Mit Blick auf die Mesoebene, d. h. den Austausch zwischen den Unternehmen, geben 27 % der Handwerksbetriebe die im Betrieb anfallenden Nebenprodukte weiter. Ebenso beziehen bereits knapp 20 % der Betriebe Nebenprodukte von anderen Unternehmen und Organisationen, um diese weiter zu verwerten. Auch die Nutzungsintensivierung von Werkzeugen, Maschinen oder Räumlichkeiten wird von 17 % der Betriebe forciert, indem der Verleih und das Teilen implementiert werden.

Insgesamt verdeutlichen die Erkenntnisse der vorliegenden Studie die Bedeutung des Handwerks für die Umsetzung einer CE. Da Handwerksunternehmen aus traditionellen und wirtschaftlichen Gründen ressourcenschonend arbeiten, tragen sie bereits zu einer CE bei. Insbesondere müssen für Handwerksbetriebe jedoch die systemischen Bedingungen angepasst werden, damit sie die Kreislauffähigkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen umfassend umsetzen sowie zirkuläre Produkte nutzen können.

PDF Download