Selbständigkeit im Handwerk – Potenziale, Herausforderungen, Lösungsansätze

Gunther Friedl, Markus Glasl und Benedikt Tratt

2021

Vorwort

Die vielen mittelständischen, inhabergeführten Unternehmen sind der wesentliche Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft. Sie erwirtschaften mehr als die Hälfte der Wertschöpfung und stellen die deutliche Mehrheit aller Ausbildungs- und Arbeitsplätze hierzulande bereit. Durch die geographische Verteilung der Betriebe gilt dies insbesondere für den ländlichen Raum und in strukturschwachen Regionen. Die betriebliche Vielfalt ist damit nicht nur die Basis für eine beeindruckende Stabilität, welche die deutsche Volkswirtschaft gerade in Krisenzeiten im internationalen Vergleich aufweist, sondern auch Treiber von Innovation und Wachstum. Um diese mittelständische Unternehmensvielfalt zu sichern, sind Betriebsgründungen und -übernahmen unverzichtbar. Dies gilt in besonderem Maße für das Handwerk, welches seit jeher eine starke Prägung durch traditionsreiche, inhabergeführte kleine und mittelgroße Unternehmen aufweist.

Wie in der Gesamtwirtschaft weisen die Gründungszahlen jedoch auch im Handwerk seit einigen Jahren eine rückläufige Tendenz auf. Hinzu kommt, dass, getrieben durch den demographischen Wandel, in naher Zukunft eine Vielzahl von Betrieben eine(n) geeignete(n) Nachfolger:in suchen wird. Um die Vielfalt der handwerklichen Unternehmen in Deutschland zu sichern und damit das Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie die Versorgung mit handwerklichen Dienstleistungen auch in strukturschwachen Regionen aufrecht erhalten zu können, ist es von großer Bedeutung, dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken.

Aus diesem Grund haben sich die Forschungsinstitute des DHI auf Initiative des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) zusammengetan, um in einem gemeinsamen Forschungsprojekt zu untersuchen, welche Hemmnisse einer höheren Dynamik von Gründungen und Nachfolgen im Handwerk entgegenstehen und darauf aufbauend Lösungsansätze zu entwickeln, eine selbständige Tätigkeit attraktiver zu machen. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind in dem nun vorliegenden Sammelband gebündelt. Sie bieten Betrieben, Handwerksorganisationen und Politik interessante Erkenntnisse zum Status Quo handwerklichen Unternehmertums in Deutschland, seinen Rahmenbedingungen und Problemfeldern. Die auf Basis der konzeptionellen und empirischen Forschungsergebnisse erarbeiteten Handlungsempfehlungen zeigen außerdem auf, wie jeder der genannten Stakeholder des Handwerks dazu beitragen kann, die Gründungs- und Übernahmedynamik zu erhöhen.

Ich möchte an dieser Stelle allen Unternehmerinnen und Unternehmern danken, die an der Datenerhebung der einzelnen Beiträge beteiligt waren. Nur durch Ihre bereitwillige Mitwirkung ist es uns möglich, die umfangreiche und stabile Datenbasis zu erlangen, welche den Grundstein jeder empirischen Forschung bildet. Des Weiteren bedanke ich mich herzlich bei allen Beteiligten des ZDH für die fachliche Begleitung dieses Forschungsprojekts. Insbesondere erwähnen möchte ich an dieser Stelle Herrn Dr. Peter Weiß, Leiter der Abteilung Gewerbeförderung des ZDH, der im Laufe des gesamten Projektes regelmäßig wertvollen Input für die einzelnen Beiträge geliefert hat. Ebenfalls gilt mein Dank der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main und dort insbesondere Herrn Adrian Burkhard für die Unterstützung des finalen Abstimmungsworkshops aller Institute. Zu guter Letzt gilt mein besonderer Dank selbstverständlich allen an der Entstehung dieses Sammelbandes beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Institute des DHI.

Ich bin der Überzeugung, dass die vorliegende Schrift aufgrund ihrer vielseitigen Einsichten und Erkenntnisse einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Dynamik selbständigen Unternehmertums im Handwerk leisten kann. Deshalb ist zu wünschen, dass sie in hohem Maße genutzt wird, damit die Diversität und Vielzahl der handwerklichen Betriebe in Deutschland auch in Zukunft sichergestellt ist.

München, im September 2021

Prof. Dr. Gunther Friedl
Leiter des Ludwig-Fröhler-Instituts für
Handwerkswissenschaften

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